Vater hat nie geschossen

Ein schweres Thema, leicht erzählt.

So heißt mein neues Buch. In den vergangenen Wochen habe ich es in sechs verschiedenen Städten vorgestellt.

„Der Abend gestern hat mich sehr angetriggert“, schrieb mir eine Besucherin nach einer solchen Lesung.

Es geht um unsere Väter und Großväter. Sie waren als Soldaten bei der Wehrmacht. „Sie haben ihr Leben lang über diesen Teil ihrer Biografie geschwiegen, aus welchen Gründen auch immer“, schrieb die Besucherin. „Das hing ja auch oft damit zusammen, dass sie sich geschämt haben.“

Was haben sie erlebt, unsere Soldatenväter? Und was war mit den Frauen und Müttern? Wie haben sie den Krieg und die Zeit danach überstanden? Davon handelt mein Buch. Ich habe authentische Ereignisse aus meiner großen Familie in der Form von Erzählungen herausgebracht. Mit anderen Worten: den wahren Kern spannend wiedergegeben – aus der Gegenwart heraus.

Das Buch scheint einen Nerv zu treffen. Das gilt wohl auch für den Titel. „Mein Vater hat uns auch immer gesagt, dass er zwar Soldat war, dass er aber nie auf jemanden geschossen hat.“ Das berichten mir immer wieder Menschen, die heute versuchen, ihrer Familiengeschichte auf die Spur zu kommen.

„Bei uns war es genauso“, höre ich mehrfach, wenn ich aus einem Kapitel vorgelesen habe, obwohl wir wissen: Ganz genauso kann es nicht gewesen sein. Aber offenbar doch ähnlich.

Die Besucherzahlen sind erfreulich. Zwischen zwanzig und sechzig Besucher sind zu den ersten sechs Lesungen gekommen; im Durchschnitt waren es 44. Ich nehme die Stimmung jedes Mal als sehr aufmerksam, nachdenklich und gefühlvoll wahr. Meist enden die Veranstaltungen mit vielen Fragen und persönlichen Schilderungen.

Auch die Presseresonanz ist erfreulich. Die Zeitungen berichten positiv. „Menschen, die zwar keine überzeugten Nationalsozialisten waren und dennoch in einem verbrecherischen System verstrickt und gleichzeitig Leidtragende waren: Michel Hülskemper nähert sich ihnen nicht mit Vorhaltungen, sondern mit Fragen. Und mit literarischen Kniffen in 13 Episoden aus der Gegenwart und der Vergangenheit: spielerisch, nachdenklich, ernst, gelegentlich flapsig, faktenreich – und immer wieder berührend.“ So beispielsweise die MünsterlandZeitung.

Bei der einen oder anderen Lesung haben Musiker sehr zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen. Ob Klarinette, Saxophon oder Klavier: Es tat gut, den Instrumenten zu lauschen und die Geschichten aus dem Krieg in Ruhe nachwirken zu lassen.

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