Schülergeschichtspreis der GhL
Einmal im Jahr ist sie richtig jung – die „Gesellschaft für Historische Landeskunde des westlichen Münsterlandes e. V.“ Immer im Herbst gratuliert der Verein den Preisträgern seines jährlichen Schülerwettbewerbs. Zum Beispiel: Neele Freitag und Jenny Becker. Sie bekamen einen Sonderpreis.
„Die Asche des Reichstages war noch warm, da wurde der Coesfelder Kommunist Niels Hansen verhaftet. Man sperrte ihn zunächst drei Monate in Coesfeld, später dann weitere 19 Monate in verschiedene Gefängnisse und KZs ein …“ So beginnt die Facharbeit, die Neele Freitag und Jenny Becker gemeinsam mit einem ganzen Team von Schülerinnen und Schülern des Piusgymnasiums erstellt hatten. Monatelang hatten sie dafür in Archiven geforscht, Zeitzeugen befragt und Stätten des Nationalsozialismus besucht.
Bei der Feierstunde der GhL in Borken konnten sie ihre Ergebnisse zusammenfassen. Das ist ihnen in wenigen Minuten gelungen. Ich war sehr beeindruckt von ihrem engagierten Auftreten: Sehr ernsthaft in der Haltung und gleichzeitig frisch und unkompliziert haben sie sich offensichtlich vom Schicksal einzelner Menschen berühren lassen.
„Zugleich wollten wir wissen, wer ihnen das angetan hat. Was waren das für Menschen, die gefoltert, gedemütigt, bewacht, erschossen haben? Wie haben sie gelebt? Was waren ihre Motive, so zu handeln?“ Deshalb hatte die Schülergruppe nicht nur die Biografien von zwei Verfolgten des Nationalsozialismus untersucht, sondern auch diejenigen zweier Täter der NS-Herrschaft. Unterstützung hatten sie durch ihren Lehrer Bernd Ostendorf bekommen, der daraufhin – nicht zum ersten Mal – an einer Preisverleihung der GhL teilnehmen konnte.
Warum ich Mitglied in der GhL bin, als einer von wenigen Nicht-Historikern? Weil die „Gesellschaft für historische Landeskunde“ immer wieder gute Veranstaltungen anbietet. Sporadisch zwar und manchmal doch etwas trocken, zugegeben. Aber in einer großen Bandbreite an Themen, vom Mittelalter bis in die Gegenwart und immer bezogen auf die Gegend, in der wir leben. Das interessiert mich.
Zur Abschlussfeier des Schülerwettbewerbs gehe ich immer wieder gern. Sechzehn Beiträge seien 2018 eingegangen, berichtete der Vorsitzende Dr. Bruno Fritsch, „und es könnten gern noch mehr sein“. Wenn man bedenkt, wie viele Städte, wie viele Schulen es in den Kreisen Borken, Coesfeld und Steinfurt gibt, kann man dazu nur sagen: stimmt. Der Wettbewerb hätte noch mehr Teilnehmer verdient. Also: bitte weitersagen!
Der Pressebericht der Borkener Zeitung vom 14.11.18
Das Intro der Schülerarbeit aus: Projektkurs Geschichte des St-Pius-Gymnasiums: Opfer und Täter in nationalsozialistischer Zeit in Coesfeld. Coesfeld 2018.
Das Kapitel über die Verfolgung des Coesfelder Kommunisten Niels Hansen
Die Website der Gesellschaft für historische Landeskunde e. V.
Auf dem Bild: (von links): Jenny Becker (links) und Neele Freitag mit ihren Urkunden. Foto: Josef Barnekamp, Borkener Zeitung
Herzlichen Dank dem Fotografen und den Schülern für die Überlassung der Text- und Bilddaten!